Gerade lese ich das Buch "Die unbändige Seele" von Michael Alan Singer. Zum Glück hat das Buch viele spannende Aspekte, über die es sich nachzudenken lohnt, denn der erste Gedanke hat mich ziemlich auch den Socken gehauen. Er fragt darin, wer eigentlich die Stimme in uns ist, die fast den ganzen Tag ununterbrochen mit uns redet! Ob wir es nun wollen oder nicht, in endlosen Schleifen hören wir uns täglich selber beim Denken zu. Das kann sehr lustig sein, wenn diese Stimme uns mit Humor und Selbstironie begegnet. Es kann uns auch weiterbringen in manchen Fällen! Leider sind es viel zu oft belangloser Quatsch oder negative Wertung mit denen wir uns selber tagaus tagein vollquasseln.
Von den ca. 70.000 Gedanken, die wir Menschen täglich denken, sind 70% sinnlos, 27% negativ und nur 3 % positiv. Das belegen mehrere Studien und ich glaube, ich kann das von mir selber bestätigen.
Für eins meiner Ponys, habe ich mal die Stille-Meditation gelernt. Ziel dabei ist es, die eigenen Gedanken anzuhalten und den Kopf in kleinen Schritten immer mehr zum vollkommenen Schweigen zu bringen. UNGLAUBLICH! Probiert das mal: da fällt einem erst auf, wie unendlich viel der eigene Kopf einem unbedingt mitteilen zu müssen meint!
Nun beschäftige ich mich viel mit der positiven Psychologie, mit Dankbarkeit und Affirmationen, die mir eine sinnvolle Ausrichtung der Gedanken für den Tag geben sollen. Und der Gedanke "... nicht werten, nur wundern..." begeistert mich immer wieder, auch wenn ich es ehrlich gesagt nicht immer schaffe.
Aber was genau werten wir? Klar, das Aussehen anderer Frauen, manchmal mit aufrichtigem Neid, manchmal mit Erleichterung, da wir dann irgendwie auch mithalten können! :0)
Oft bewerten wir auch das Gesagte oder die Lebenseinstellung unseres Gegenübers, unseres Partnern oder eigentlich jedes Menschen, dem wir begegnen. Am allermeisten bewerten wir uns aber selber: skeptisch, entmutigend, fordernd, ewig antreibend, auf negativen Vorerfahrungen aufbauend und unnachgiebig. Das ist meistens nicht besonders hilfreich.
Solange wir diese Gedanken nur unkritisch hinnehmen, sind wir ihnen machtlos ausgeliefert, verbauen uns damit unendlich viele Chancen und bleiben damit immer auf der sicheren Seite des bereits Erprobten. Neues wagen wir meist nicht, "weil das ja wahrscheinlich sowieso wieder nichts wird" oder wir dafür nicht gut genug,
nicht mutig genug,
nicht flexibel genug oder
nicht gut genug ausgebildet sind. Wir selber sind unser eigener größter Kritiker. Wir trauen uns nicht viel Veränderung zu, denn die überängstliche Stimme in unserem Kopf liebt den inneren Schweinehund. Das
dreamteam
sozusagen.
Wenn ich mich entwickeln will, egal ob beruflich, emotional und in meinen Beziehungen zu anderen Menschen oder wenn ich etwas wirklich Neues endlich anpacken will, dann muss ich mir dafür eine echte Chance geben. Entwicklung findet ausserhalb der Komfortzone statt. es darf und wird also wahrscheinlich weh tun.
Wenn wir uns aber schon von unseren eigenen
Gedanken ausbremsen lassen, bevor wir beginnen, gewinnt die innere Kritikerin in uns!!!
Ist sie nicht irgendwie schizophren? Erst fand sie so vieles nicht gut genug in unserem Leben, hat uns immer wieder meckernd oder empört, jammernd oder resigniert darauf hingewiesen, was ihr alles nicht passt! Und nun macht sie jeden Versuch zunichte, in dem wir etwas Neues wagen wollen, einen anderen Weg wählen, einen neue Herangehensweise in einem alten Problem suchen oder allen Mut zusammen nehmen wollen, um endlich (entgegen jeder gängigen Meinung) einfach ganz und gar unseren eigenen Weg zu gehen.
Ich kannte diese Frau in mir lange Zeit gar nicht. Ich habe mich darauf ausgeruht, dass sie in meiner Kindheit von meinen Eltern geprägt wurde. Es ist so wunderbar einfach, wenn immer die Eltern "Schuld" sind, wenn man sich etwas nicht zutraut oder immer wieder an den gleichen Stellen in die falsche Richtung rennt. Innerhalb der Komfortzone würde ich genau bei dieser Sichtweise bleiben. Wäre das fair? Nein, denn die ersten prägenden 7 Jahre in der Kindheit liegen weit hinter mir. Schon lange treffe ich meine eigenen Entscheidungen - auch darüber, wie ich mit mir selber reden will.
Ich bin also mutiger geworden. Ich habe mich entschieden, die Verantwortung zu übernehmen für diese überkritische, manchmal echt nervige Bedenkenträgerin mit ihrem Hang zur Neurose. Ich nehme sie ernst, ich stelle mich ihren Dauerschleifen und überzeuge sie dann, dass ich mich und mein Leben, meine Aufgaben und meine FEHLER so sehr liebe, dass mich nichts und niemand davon abhalten kann, meinen Weg zu gehen. Manchmal bedanke ich mich auch für ihre fürsorglichen Vorwarnungen und ignoriere einfach den faden Beigeschmack, wenn sie mir wieder einmal etwas nicht zutraut.
Hast du dir auch schon einmal diese Frage gestellt: wer ist eigentlich die Stimme, der du da den ganzen Tag zuhörst? Und hast du den Mut ihr ab jetzt öfter mit einem liebevollen Lächeln zu begegnen und sie bei all ihren Bedenken vom Gegenteil zu überzeugen?
Wir sind selbst die Meisterin in unserer inneren Welt. Wir dürfen entscheiden, ob die Stimme unserer Gedanken über uns, unseren Mann, unsere Probleme und unsere Möglichkeiten vernichtende oder fördernde Urteile fällt. Wir dürfen wählen, ob wir ihr nur zuhören oder ob wir aktiv werden und gemeinsam mit ihr TROTZ ihrer Bedenken nach dem besten Weg und der größten Entwicklungschance Ausschau halten.