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Heinke Schütte-Hamburg • 30. Juni 2021

Etwas über Menschen

Begegnungen können die Seele berühren

Vor Kurzem kam ein neuer Mensch in mein Leben. Steffi. 

Wir hatten gemeinsam ein online Seminare besucht und uns im Anschluss in einer Whatsapp Gruppe ausgetauscht. 

Manchmal passt es einfach. 

Steffi ist 20 Jahre jünger als ich und steht mitten im Leben: klar, voller Liebe und Dankbarkeit für das Leben, das ihr vor Kurzem zum zweiten Mal geschenkt wurde.

Meine Ponys waren der Aufhänger für einen intensiveren Austausch, bei dem wir schnell merkten, dass Freundschaft nichts mit dem Alter zu tun hat, sondern mit der Bereitschaft neugierig aufeinander zuzugehen, mit der Annahme dessen was ist und dem Mut zu tiefen, intensiver Gesprächen. Steffi und ich mögen Gedankensprünge, offene Fragen, das Durchleuchten der dunklen Ecken und die Möglichkeit ganz eigene Wege zu gehen. 


Sie hat sich nach ihrer Krebsdiagnose der Herausforderung gestellt und ist bewusst, intensiv und suchend auf diese neue Reise gegangen. Eine Frau, die sich nicht aufgegeben hat, sondern selbstbewusst und selbstverantwortlich sich ihrer eigenen Verantwortung für ihre Gesundheit gestellt hat. 

In unseren vielen Gesprächen habe ich einen Menschen kennengelernt, der ohne Verbitterung oder Vorwurf ans Leben nach den eigenen Möglichkeiten gesucht hat, mit der neuen Situation umzugehen. Sie hat sich nicht versteckt und nicht als Opfer begriffen und so Wege gefunden, intensiv aus dieser Phase ihres Lebens zu lernen. 


Ich bewundere diese Art der Anerkennung, denn für mich bedeutet es, das Leben so zu nehmen, wie es ist. Es bedeutet, darauf zu vertrauen, dass nichts ohne Grund passiert.

Wir entscheiden nicht immer willentlich selber, wohin das Leben uns führt! Aber nur zu oft, stellt sich im Nachhinein heraus, dass gerade die echten "Scheiß-Phasen", die Klippen, an denen wir verzweifelt standen, dass die Momenten der Verzweiflung, unseren eigenen Willen zum Leben gewachsen lassen! 

Es sind die krassen Löcher, die Brüche in unserem Lebenslauf und oft auch die schlimmsten Erfahrungen, die letztlich unseren Charakter formen. Durch diese Phasen werden wir gezwungen, uns unseren Gefühlen zu stellen, sie zuzulassen und das Gedankengelaber des Alltags über Bord zu werfen. Wir dürfen dann Entscheidungen treffen. Entscheidungen nicht nur über den nächsten Schritt, sondern über die Art, wie wir über die Erfahrung denken wollen.


Viktor Frankl beschreibt es wunderbar:

„Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum. In diesem Raum liegt unsere Macht zur Wahl unserer Reaktion. In unserer Reaktion liegen unsere Entwicklung und unsere Freiheit.“


Steffi hat entschieden, das Beste daraus zu machen. Sie hatte den Mut intensiv zu fühlen, neugierig verstehen zu wollen und zu verarbeiten. 

Ihre Entscheidungen während des gesamten Gesundungsprozesses, während der Chemo und der Nachbehandlung, hat sie mit bewusst gewählten Gedanken getroffen, positiv und lebensbejahend. Daraus entsteht ihre ganz persönliche Freiheit: die Freiheit zu leben, ehrlich, tiefgründig und voller Vorfreude, auf das, was aus ihrem Wachstum nun wieder neu entstehen darf.



Ich bin so stolz auf diesen neuen Menschen in meinem Leben. 


Und wenn ihr sie auch kennenlernen und an ihren Gedanken teilhaben möchtet, dann hört euch ihren Podcast bei Spotify und auf allen vielen anderen gängigen Plattformen an.




Spotify: open.spotify.com/show/7oEpvFi4J4XQTAneEXd7pn

Apple Podcast:  podcasts.apple.com/us/podcast/lieb-dein-ich/id1570102621

Anchor: anchor.fm/lieb-dein-ich

Instagram: www.instagram.com/lieb.dein.ich/

von Heinke Schütte-Hamburg 5. Oktober 2021
Seit Kurzem stelle ich immer mal wieder Fragen in meinen Status bei whatsapp. Einfach nur kleine Denkanstöße, mit denen ich mich zum Beispiel auch gerne beschäftige. Mal geht es um Dankbarkeit für das Besondere an einem ganz normalen Tag, mal um eine gezielte inneren Haltung zu einem bestimmten Thema und demnächst über die schwierigeren Themen wie eine erfüllte Beziehung und das Loslassen der Vergangenheit. Durch meine Ausbildung zum Coach habe ich den Wert von offenen Fragen kennengelernt. Offene Fragen kann man nicht mit Ja oder Nein beantworten, sie zwingen einen sozusagen, tiefer in sich selber hinein zu hören und dem wieso , dem wem nützt das und den eigenen Überzeugungen und inneren Antrieben auf die Spur zu kommen. Erst wenn ich über meine Gedanken nachdenke, nehme ich auch die Verantwortung dafür selber in die Hand. Erst mit dem Mut zur "Erkenntnis" meiner eigenen Anteile am gut gelaufenen und am nicht so gut gelaufenen, kann ich mir einen Veränderung bewusst vornehmen und angehen. Zur Eigenverantwortung gehört die Reflexion. Zur bewussten Gestaltung des zukünftigen Lebens gehört oftmals das Loslassen. Sonst laufen wir unbewusst immer weiter in den gleichen, eingefahrenen Bahnen und geben den üblichen Verdächtigen die "Schuld" an all dem, was uns selber nervt, langweilt, nicht wirklich glücklich macht oder einschränkt in unserem eigenen Entfaltungsdrang. Über den Tag, die Gespräche, die wundervollen Momente und die Konflikte nachzudenken, gibt uns eine zweite Chance und kann uns eine zusätzliche Perspektive eröffnen. Trüffel sammeln und den Dreck abwischen sozusagen. Darum ist der Coach auch irgendwie nur das Trüffelschwein im Coaching. Sobald wir ein immer wiederkehrendes Muster in unseren Beziehungen erkennen, zum Beispiel dass wir uns verletzt fühlen durch mangelnde Anerkennung oder Gesprächstaktiken unseres Gegenübers, können wir suchen, woher dieses Gefühl eigentlich kommt! Sogenannte Trigger haben ihren Platz nicht nur in Leben traumatisierter Menschen. Trigger lassen uns "übertrieben emotional" reagieren, wenn ein kleiner Auslöser uns eigentlich an eine lang zurückliegende Situation bzw. an ein Gefühl erinnern, das wir vor langer Zeit hatten. Meistens hat uns damals das Gefühl ohnmächtig zurückgelassen und wir konnten keine sinnvolle Lösung selber herbeiführen. Wir fühlten uns alleingelassen, überfordert, ungerecht behandelt, nicht geliebt oder nicht respektiert. In der mutigen Auseinandersetzung mit unseren eigenen Gefühlen heute aber, können wir diese Trigger erkennen und dahin zuordnen, wo sie auch tatsächlich hingehören. Das gibt uns eine zweite Perspektive und wir haben (mit Offenheit betrachtet) die Chance, aus dem ewigen Kreislauf der eingefahrenen Beziehungsdynamiken auszubrechen und unserem gegenüber ganz neu zu begegnen. Beziehungen sind in unserem Tag allgegenwärtig. Und zumindest kleine Probleme machen sie alle...es fängt morgens mit dem schlaftrunkenen Partner an, geht schon vor dem Frühstück mit den Kindern weiter und die nervige Kollegin kann uns so richtig den Tag versauen. Konflikte sind aber eigentlich ein Geschenk. Und vor allem die schwierigen. In ihnen haben wir die Chance zu wachsen. Eine Meinungsverschiedenheit mit dem Ehepartner kann zwar haarig sein, aber mit dem Mut zur Eigenreflexion gibt sie uns auch die beste Möglichkeit über alte Verletzungen, bessere Herangehensweisen, differenziertere Nachfragen und vor allem einen wohlwollenderen Blickwinkel auf unser eigenes Gesprächsverhalten und das unseres Partners nachzudenken. Das es dann beim nächsten Mal gleich leichter wird, sage ich ja gar nicht. Aber das eigentliche Problem auch tatsächlich zu erkennen, kann schon ein echter Gamechanger sein. Im Coaching suchen wir meistens gemeinsam das Problem hinter dem Problem. Und ich persönlich suche immer wieder den Weg zur wohlwollenden Gelassenheit für meinen Kunden. Wer sagt denn, dass unser Konfliktpartner wirklich uns weh tun wollte? Ist es nicht möglich, dass er/sie genau wie wir gerade in der Erinnerung an einen alten Film einfach nur überreagiert hat? Mit etwas ruhigerem Kopf und nicht den immer wieder gleichen "Aufregergedanken" kann jeder seine eigene gedankliche Dauerschleife zu durchbrechen lernen und eine neue Perspektive, eine ruhigere Auseinandersetzung und eine stabilere Brücke zum anderen zu bauen lernen. Ich bin ein echter Morgenmensch. Mein Tag beginnt mit vielen vielen Gedanken, wenn die anderen noch lange schlafen. Die meisten schreibe ich auf und im intuitiven Schreiben kommen wir meist fast schon von alleine lauter neue Einsichten. Also, habe keine Angst vor Gefühlen aus alten Tagen. Lasse sie kommen, erkenne ihre Bannkraft im Heute und lasse sie wieder gehen. Schreibe deine Gedanken auf und begegne deinem Gegenüber mit einer ganz neuen Offenheit, die keine Altlasten mehr in sich trägt. Probier es doch auch mal aus!
von Heinke Schütte-Hamburg 21. September 2021
Ich war nicht fair. Ich habe im letzten Blog nicht die ganze Wahrheit gesagt und dafür möchte ich mich entschuldigen. Es gibt 2 Stimmen in mir, nein, in jedem von uns. Es gibt die Hintergrundstimme aus dem letzten Blog: die angebliche Freundin/ der angebliche Freund. Ohne konstruktive Kritik würde sie uns ganz schön viel Zeit rauben mit ihrem Versagensängsten, ihrem Hang zur Vergangenheitsbewältigung und ihrer häufig eingeschränkten Blickrichtung auf das Negative. Sie würde uns viel zu oft Chancen nicht sehen lassen, den Mut nehmen und die Zeit nicht eingestehen, die positive Veränderungen nun mal brauchen. Zum Glück gibt es auch noch diese zweite Stimme. Manche nennen sie das höhere Selbst, andere fragen "Was würde die Liebe sagen?" und den Satz aus dem kleinen Prinzen "Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche bleibt für die Augen unsichtbar." kennt wohl jeder. Bei Laura Seiler habe ich das 90 jährige Ich kennengelernt. Mir gefällt der Gedanke mit dieser Stimme als mein 90 jähriges Ich zu reden. Dazu habe ich einen ganz persönlichen Bezug. Mein Leben, meine Werte und meine Liebe zum Leben wurden von diesen beiden wundervollen Frauen auf dem Foto geprägt. Als ich jung war, waren sie schon lange alt, aber sie blieben noch viele Jahre an meiner Seite, weil sie beide fast 99 und über hundert Jahre alt wurden. Einmal sagte die linke von ihnen zu mir: "Ich weiß nicht, ob du für mich am liebsten meine kleine Schwester, meine Freundin oder meine Tochter wärest." Es zerriss mir fast das Herz vor Glück, denn sie waren mein größtes Vorbild, meine Schutzengel und meine immer sichere Höhle, in der ich mich zurückziehen konnte. Nun nutze ich dieses Bild der weisen alten Frau, mein 90 jähriges Ich, denke an ihre immer aufrichtige Unterstützung, ihre Ehrlichkeit und ihre bedingungslose Liebe, wenn ich vor schwierigen Fragen stehe, emotionale Tiefen durchlebe oder das Selbstvertrauen verliere, wenn es einfach nicht zu gehen scheint. Mein 90 jähriges Ich hat mein Leben schon gelebt, sie hat beharrlich an meinem Lebenstraum gearbeitet. Sie hat alles gefühlt, was ich fühle, aber sie hat bei manchem die Erfahrung gemacht, dass jedes auch noch so schlimme Gefühl vorüber geht und nach dem Regen die Sonne wieder scheint. Sie hat sich viele Male wieder aufgerappelt und sich nicht unterkriegen lassen. Sie hat 90 Jahren Leben gelebt, mit all dem, was bei jedem von uns dazugehört: Liebe, Wut, Trauer, Angst, Sehnsucht, Unsicherheit und PURES GLÜCK. Sie kann im Rückblick mit Gelassenheit auf meine Fehlversuche blicken, meine Entscheidungen beobachten und sagen, welche mich mehr und welche mich weniger vorangebracht haben. Sie weiß, dass ich manchmal mit dem Kopf durch die Wand will und in Konflikten manchmal zu stolz bin, um einen Schritt zur Seite zu treten, um den Weg für einen neue Lösung freizumachen. Meine 90 jähriges, kluges Ich kennt mich, sie weiß, dass meine Wut meine Antriebskraft sein kann, wenn ich sie sinnvoll nutze , dass die Traurigkeit in mir mich emphatisch macht und meine aussergewöhnlichen Tanten mir den Wunsch mitgegeben haben, immer denen zu helfen, die gerade nicht den Mut haben, den nächsten Schritt zu gehen. Viel wichtiger aber ist, dass sie weiß, was für mich die jeweils richtige Entscheidung ist, die mich auf meinem Weg zu mir selber weiterbringt. Denn sie ist meine beste Version von mir selbst. Jeder von uns hat seinen Mittelpunkt, in dem all seine liebende Kraft, seine grundehrlichen Träume und seine ganz individuelle Antriebsenergie liegen. Die Macht dieser drei im Mittelpunkt machen unsere unerfüllten Bedürfnisse und unsere traurigen Erinnerungen aus der Kindheit zu blassen Fotografien. In diesem Mittelpunkt liegt das, was das Leben Schöneres und Höheres für uns bereithält. Und keiner kennt diesen Ort so gut wie unser höheres Selbst oder in meinem Fall mein 90 jähriges Ich. Ich treffe sie in der Stille, in meinen ruhigen Momenten. :o))) JA, die habe ich auch! An alle, die mich persönlich kennen. I In der Meditation suche ich die Ruhe und begegne ihr an meinem Wohlfühlort, irgendwo am Waldrand in der Nähe von Ottensen, hinter der Reithalle am Klöterbusch, wo meine Tanten mich zum Voltigieren immer hingebracht haben. Was ist deine beste Version von dir selbst und wie begegnest du ihr im Alltag mit Offenheit? Schreib mir gerne, wenn du Lust hast.
von Heinke Schütte-Hamburg 13. September 2021
Gerade lese ich das Buch "Die unbändige Seele" von Michael Alan Singer. Zum Glück hat das Buch viele spannende Aspekte, über die es sich nachzudenken lohnt, denn der erste Gedanke hat mich ziemlich auch den Socken gehauen. Er fragt darin, wer eigentlich die Stimme in uns ist, die fast den ganzen Tag ununterbrochen mit uns redet! Ob wir es nun wollen oder nicht, in endlosen Schleifen hören wir uns täglich selber beim Denken zu. Das kann sehr lustig sein, wenn diese Stimme uns mit Humor und Selbstironie begegnet. Es kann uns auch weiterbringen in manchen Fällen! Leider sind es viel zu oft belangloser Quatsch oder negative Wertung mit denen wir uns selber tagaus tagein vollquasseln. Von den ca. 70.000 Gedanken, die wir Menschen täglich denken, sind 70% sinnlos, 27% negativ und nur 3 % positiv. Das belegen mehrere Studien und ich glaube, ich kann das von mir selber bestätigen. Für eins meiner Ponys, habe ich mal die Stille-Meditation gelernt. Ziel dabei ist es, die eigenen Gedanken anzuhalten und den Kopf in kleinen Schritten immer mehr zum vollkommenen Schweigen zu bringen. UNGLAUBLICH! Probiert das mal: da fällt einem erst auf, wie unendlich viel der eigene Kopf einem unbedingt mitteilen zu müssen meint! Nun beschäftige ich mich viel mit der positiven Psychologie, mit Dankbarkeit und Affirmationen, die mir eine sinnvolle Ausrichtung der Gedanken für den Tag geben sollen. Und der Gedanke "... nicht werten, nur wundern..." begeistert mich immer wieder, auch wenn ich es ehrlich gesagt nicht immer schaffe. Aber was genau werten wir? Klar, das Aussehen anderer Frauen, manchmal mit aufrichtigem Neid, manchmal mit Erleichterung, da wir dann irgendwie auch mithalten können! :0) Oft bewerten wir auch das Gesagte oder die Lebenseinstellung unseres Gegenübers, unseres Partnern oder eigentlich jedes Menschen, dem wir begegnen. Am allermeisten bewerten wir uns aber selber: skeptisch, entmutigend, fordernd, ewig antreibend, auf negativen Vorerfahrungen aufbauend und unnachgiebig. Das ist meistens nicht besonders hilfreich. Solange wir diese Gedanken nur unkritisch hinnehmen, sind wir ihnen machtlos ausgeliefert, verbauen uns damit unendlich viele Chancen und bleiben damit immer auf der sicheren Seite des bereits Erprobten. Neues wagen wir meist nicht, "weil das ja wahrscheinlich sowieso wieder nichts wird" oder wir dafür nicht gut genug, nicht mutig genug, nicht flexibel genug oder nicht gut genug ausgebildet sind. Wir selber sind unser eigener größter Kritiker. Wir trauen uns nicht viel Veränderung zu, denn die überängstliche Stimme in unserem Kopf liebt den inneren Schweinehund. Das dreamteam sozusagen. Wenn ich mich entwickeln will, egal ob beruflich, emotional und in meinen Beziehungen zu anderen Menschen oder wenn ich etwas wirklich Neues endlich anpacken will, dann muss ich mir dafür eine echte Chance geben. Entwicklung findet ausserhalb der Komfortzone statt. es darf und wird also wahrscheinlich weh tun. Wenn wir uns aber schon von unseren eigenen Gedanken ausbremsen lassen, bevor wir beginnen, gewinnt die innere Kritikerin in uns!!! Ist sie nicht irgendwie schizophren? Erst fand sie so vieles nicht gut genug in unserem Leben, hat uns immer wieder meckernd oder empört, jammernd oder resigniert darauf hingewiesen, was ihr alles nicht passt! Und nun macht sie jeden Versuch zunichte, in dem wir etwas Neues wagen wollen, einen anderen Weg wählen, einen neue Herangehensweise in einem alten Problem suchen oder allen Mut zusammen nehmen wollen, um endlich (entgegen jeder gängigen Meinung) einfach ganz und gar unseren eigenen Weg zu gehen. Ich kannte diese Frau in mir lange Zeit gar nicht. Ich habe mich darauf ausgeruht, dass sie in meiner Kindheit von meinen Eltern geprägt wurde. Es ist so wunderbar einfach, wenn immer die Eltern "Schuld" sind, wenn man sich etwas nicht zutraut oder immer wieder an den gleichen Stellen in die falsche Richtung rennt. Innerhalb der Komfortzone würde ich genau bei dieser Sichtweise bleiben. Wäre das fair? Nein, denn die ersten prägenden 7 Jahre in der Kindheit liegen weit hinter mir. Schon lange treffe ich meine eigenen Entscheidungen - auch darüber, wie ich mit mir selber reden will. Ich bin also mutiger geworden. Ich habe mich entschieden, die Verantwortung zu übernehmen für diese überkritische, manchmal echt nervige Bedenkenträgerin mit ihrem Hang zur Neurose. Ich nehme sie ernst, ich stelle mich ihren Dauerschleifen und überzeuge sie dann, dass ich mich und mein Leben, meine Aufgaben und meine FEHLER so sehr liebe, dass mich nichts und niemand davon abhalten kann, meinen Weg zu gehen. Manchmal bedanke ich mich auch für ihre fürsorglichen Vorwarnungen und ignoriere einfach den faden Beigeschmack, wenn sie mir wieder einmal etwas nicht zutraut. Hast du dir auch schon einmal diese Frage gestellt: wer ist eigentlich die Stimme, der du da den ganzen Tag zuhörst? Und hast du den Mut ihr ab jetzt öfter mit einem liebevollen Lächeln zu begegnen und sie bei all ihren Bedenken vom Gegenteil zu überzeugen? Wir sind selbst die Meisterin in unserer inneren Welt. Wir dürfen entscheiden, ob die Stimme unserer Gedanken über uns, unseren Mann, unsere Probleme und unsere Möglichkeiten vernichtende oder fördernde Urteile fällt. Wir dürfen wählen, ob wir ihr nur zuhören oder ob wir aktiv werden und gemeinsam mit ihr TROTZ ihrer Bedenken nach dem besten Weg und der größten Entwicklungschance Ausschau halten.
von Heinke Schütte-Hamburg 23. Juni 2021
Ich sammle gerade Federn auf meinen Spaziergängen am Morgen. Unglaublich, wieviele man findet, wenn man sich erstmal dazu entschieden hat :o) Heute Morgen habe ich eine völlig zerzauste Feder aufgehoben und überlegt, ob sie es wert ist, mitgenommen zu werden. Aber wenn man Federn oft genug durch die Finger streicht und dabei den Schmutz entfernt, bemerkt man, dass sich dabei die Fahne der Feder verändert. Sie ist nämlich ausgestattet mit Bogen- und Hakenstrahlen, die in einander greifen und so das bekannte, schönere Bild der geschlossenen Oberfläche bilden. Genau dieses von unnützem Schmutz befreien, von Parasiten reinigen und wieder zusammenfügen der losen Anteile tut der Vogel jeden Tag viele Male. Seine Schwanz- und Flügelfedern ermöglichen ihm nun sauber, harmonisch verbunden, eine neben der anderen, durch eine leichte Wölbung einen Sog nach oben und einen Druck von unten aufzubauen. Jeder gesunde Vogel weiß, dass diese Selbstpflege, die Aufmerksamkeit, die sie sich selber schenkt, ihm erst ermöglicht, geschmeidig und voller verspielter Energie durch die Luft zu gleiten. Das Fliegen ist für viele von uns der Inbegriff der Freiheit. Nur sehen wir oft nicht, was für ein großes Maß an Mühe und Zeit kostet, die es den Vögeln erlaubt, diese höchste Freiheit zu erlangen. Er tut es für sich, denn auch er liebt sicher dieses Gefühl der Schwerelosigkeit. "Schwere -los"... ...was wohl wäre, wenn wir nun lernen würden, auch diese Zeit in die Pflege unseres Selbst zu stecken? Wenn wir uns die Zeit nähmen uns, unseren Körper und vor allem unsere Gedanken zu pflegen? Wenn wir die Gedanken anerkennend betrachten, die uns immer wieder herunterzuziehen scheinen, die alten Wunden, die Verletztheit, die Last der Schuld und der Wunsch nach Gerechtigkeit. Sie sitzen wie Parasiten in unseren Köpfen. Sie kleben als Schmutz an unseren Federn. Sie machen es uns unmöglich, unseren Verstand und unser Herz frei genug sein zu lassen, um zu unserem höchsten Wohlbefinden aufzusteigen, Kreise durch die Luft zu ziehen und unbeschwert unseren Träumen entgegen zu fliegen. Ich bin unendlich viele Runden gegangen in meinem Kopf. Hauptsächlich war ich traurig, enttäuscht und ich fühlte mich unendlich verlassen. Meine Geschichte hat mich vor 8 Jahren eingeholt. Mein Unterbewusstsein gab unerwartet Preis, was es vorher viele Jahre zurückgehalten hatte, um mich zu schützen vor unfassbaren Bildern und schmerzhaften Erinnerungen. Immer wieder kreisten mein Gedanken, mit den eigentlich immer wieder gleichen Fragen, auf die ich mir selber keine Antworten geben konnte. Und gerade das machte es so frustrierend und ziellos. Ich hatte versucht an meine Wurzeln zu gehen und meine Mutter gebeten, mir zu helfen, es zu verstehen. Doch auch wenn ich keine Vorwürfe gegen sie in mir trug, war es für sie unmöglich, offen zu bleiben und an meiner Seite zu stehen. Zu groß war ihr eigener Vorwurf gegen sich selbst. Also stand ich alleine und kreiste weiter... Aber ich traf Menschen, las Bücher, ging in Therapie und besuchte Fortbildungen, denn ich merkte, dass ich um die Gegenwart glücklich leben zu können, das Alte annehmen und loslassen musste. Jede Phase meiner emotionalen Verarbeitung erscheint mir auch heute noch als wichtig, aber ich wünschte mir doch, damals jemanden gehabt zu haben, der mir geholfen hätte, ein paar Abkürzungen zu nehmen. Letztlich geht es darum, uns selbst mit soviel Liebe zu begegnen, wie wir es als Kind verdient hätten. Die Antworten auf all unsere Fragen liegen in uns selbst. Und die immer wieder kehrenden Fragen sollten nicht sein: warum hast du das getan oder warum hast du mir nicht geholfen? Das Kind in uns möchte die Antwort hören, aber jetzt sind wir nicht mehr Kind. Jetzt übernehmen wir selbst das Ruder und stellen andere Fragen. Wann endlich entscheiden wir uns dazu, unsere eigenen Federn zu glätten, weil unser Wunsch nach Freiheit größer ist, als die Wut und die Trauer? Wann wagen wir es die dunklen Gedankenkreise aus Selbstmitleid und Vorwurf zu verlassen? Wann erkennen wir, dass es allem voran die liebevolle Selbstkontrolle ist, die unsere Gedanken bereinigt, unser Herz frei und leicht macht und uns das Fliegen lehrt? Lassen wir das Schwere los und lernen wir selbst die Verantwortung für unser Denken und Handeln, für jede Entscheidung und jeden Blickwinkel zu übernehmen, erst dann haben wir die Kontrolle zurück! Dann treffen wir im Hier und Jetzt die Entscheidungen für unser Leben und nicht länger das verletzte Kind in uns, das so gerne geliebt und gesehen werden wollte. Und noch wichtiger als das Loslassen ist die Liebe. Die Liebe zu uns und zu dem Leben das wir so gewählt haben. Betrachten wir unser Leben mit Liebe und Anerkennung, dann kommt das Gefühl der wahren Freiheit endlich in uns an und wir haben gewonnen über die Dämonen der Vergangenheit. Aber ja, auch der Parasit muss erst gesehen werden, bevor wir ihn bewusst entfernen können. Doch oft zu lange wiederholen wir so viele traurige und wütende Gedankenkreise in uns, bis wir endlich verstehen, dass sie uns einengen, uns am Boden halten und uns letztlich von unserem wahren Potential und unseren Fähigkeiten distanzieren. Willst du also wirklich fliegen lernen, dann nimm an was war, öffne dich der Veränderung, pflege deine Gedanken und deiner Körper mit Liebe und Anerkennung und triff jeden Tag auf´s Neue bewusst nur Entscheidungen, die dir und deinem Traum von einem erfüllten Leben dienen. Voller Liebe und mit der nötigen Beharrlichkeit putzt der Vogel täglich seine Federn und fügt die losen Enden wieder zusammen, unermüdlich. Diese Zeit, ist es ihm wert, sich selbst zu fühlen, sich selbst in seiner größtmöglichen Schönheit erscheinen zu lassen. Und dann sitzt er mit glänzendem Gefieder, stolz und voller Zuversicht auf seinem Baum, bereit jederzeit seine verspielten Bahnen im Himmel zu ziehen.
von Heinke Schütte-Hamburg 21. Juni 2021
Kennst du das? Man sieht ein Bild von sich selber und denkt: "Oh mein Gott, bin ich ein hässlicher Vogel!" Mir geht es fast immer so.
von Heinke Schütte-Hamburg 8. Juni 2021
Heute Morgen machte ich mich auf dem Weg zu meinen Ponys. Meine Hündin an meiner Seite ging es quer durch die Felder. Ein kühler Sommermorgen mit Vogelzwitschern und etwas extra Zeit. Auf einmal merkte ich, wie wichtig dieser Augenblick sein könnte. Ich schaltete bewusst auf "Wahrnehmen und Genießen" um und öffnete mich der Einzigartigkeit dieses Momentes. Plötzlich spürte ich das leichte Kitzeln des hohen Grases an meinen Beinen, hörte Insekten und fühlte den leichten Wind in meinen Haaren. Überglücklich suchte ich nach noch mehr Eindrücken. Bei den Ponys angekommen, wurde ich mit einem leisen Brummeln begrüßt, jedes kam kurz bei mir vorbei, bevor sie sich hungrig und glücklich in die Wiese stürzten, die ich ihnen aufgemacht hatte. Ich machte ein paar Videos von Nala und lauschte ihrem gleichmäßigen Rupfen und Kauen. Sie war ganz und gar entspannt und fein mit dem Tag, meiner Nähe und ihrer Rolle in meinem Herzensbild. Ich saß im hohen Gras und mich überkam ein solcher innerer Frieden, wie ich ihn in jeder Meditation suche.
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